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blühende Forsythie im März

Unnütze Pflanzen aka Beikraut oder Unkraut

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Wenn man ein Insektenhotel hat, möchte man natürlich möglichst auch Insekten anlocken. Wer soll sonst die Markstängel aushöhlen oder die Röhren bebrüten? Immerhin war mir aufgrund meiner Recherche rund um Wildbienen schon klar, dass es nicht sinnvoll ist, einfach irgendwelche Pflanzen zu setzen. Gleichzeitig wurde auch klar, dass ich nicht einmal ansatzweise eine Ahnung habe, was da überhaupt in meinem Garten blüht.

Bestandesaufnahme in meinem Garten

Als Erstes machte ich also eine Bestandsaufnahme meines Gartens. Da ich alle Rechnungen des Hausumbaus aufbewahrt hatte, fand sich auch die Pflanzliste des Gärtners aus dem Jahr 1998 noch. Mithilfe einer Pflanzen-App und dieser Liste konnte ich eine nahezu vollständige „Kartierung“ des Gartens machen. Welche Pflanze steht wo, ist diese Pflanze einheimisch und was benötigt sie an Pflegemassnahmen?

Das hat mich viele Stunden beschäftigt und mein „Gartenheft“ mit all den Bemerkungen und Informationen ist mittlerweile doch schon ziemlich zerfleddert. 

Was sollen problematische Pflanzen sein?

Warum aber ist das Thema „einheimisch“ überhaupt wichtig? Eine Pflanze ist doch einfach eine Pflanze. Sie hat Blüten und Früchte und gehört somit zur Natur und die Frage, ob sie nützlich ist, ist nicht angemessen. Ich müsste, mit meinem aktuellen Wissen da wohl mit „jein“ antworten.

Es gibt verschiedene „Problempflanzen“. Drei Arten davon möchte ich kurz erwähnen. Da wäre zum Beispiel die Forsythie. Diese Pflanze blüht sehr früh im Frühling, ist ein wunderschöner Vorbote der schönen, warmen Tage und müsste also doch ideal sein für Insekten? Leider enthalten die Blüten kaum Nektar oder Pollen, sind sozusagen steril und sind somit für Insekten keine Nahrungsquelle. Die Forsythie ist wie ein grosses, leuchtendes Schild in der Wüste, welches „hier Buffet“ schreit. Leider wurde dabei aber vergessen, das Buffet auch aufzubauen.

Das nächste Thema sind Pflanzen mit gefüllten oder ungefüllten Blüten. Bei gefüllten Blüten liegen Pollen und Nektar so versteckt, dass Insekten schlicht den Weg dazu nicht finden. Da wäre also eigentlich etwas vorhanden für Insekten, aber leider ist es für Viele kaum zugänglich.

Daneben haben wir exotische Pflanzen, die die Insekten nicht kennen. Seit Jahrtausenden haben sich gewisse Insekten auf gewisse regionale Pflanzen spezialisiert. Da hilft es halt einfach nicht, wenn man ihnen eine komplett neue Pflanze vorsetzt und dann davon ausgeht, dass diese schon angenommen wird. Das kann passieren, erfolgt aber nicht zwingend.

Was heisst das jetzt für mich?

Was hat die Kartierung meines Gartens also für ein Ergebnis gebracht? Ich habe Pflanzen, die sinnvoll sind. Die Ahornhecke als Abgrenzung zur Strasse ist ein toller Unterschlupf zum Beispiel für Vögel. Die Obstbäume sind mittlerweile über 20 Jahre alt, gross und sowohl für Insekten und Tiere, als auch für uns nützlich. Die 1998 angelegte Rabattenbepflanzung ist soweit okay. Zwar sind die Pflanzen nicht alle einheimisch, aber doch insektenfreundlich.

Aber der gesamte Garten lebt viel zu wenig, hat viel zu wenig verschiedene Lebensräume und Bepflanzungen. Meinem Garten fehlt alles, was ihn spannend und interessant machen könnte. Er ist schlicht langweilig für die Tierwelt und letztlich auch für uns. Meine bisherigen Versuche, ihn irgendwie „aufzupeppen“ machten auch keinen Sinn. Da ist der Sommerflieder, welcher als Neophyt gilt oder eben die oben erwähnte Forsythie. Auch gibt es Ecken, die ich mehrfach bepflanzt habe und die immer wieder zu einer Wüste wurden, weil schlicht die Bepflanzung nicht dem Standort angemessen ist.

Wie würde ich die Frage zu Beginn also beantworten? Ich muss anerkennen, dass es gewisse Pflanzen gibt, die ich schön finde, die aber kaum Mehrwert für die Tierwelt haben. Andere Pflanzen haben einen grossen Mehrwert für die Tierwelt, aber nicht für unsere hier im Mittelland sondern beispielsweise in Asien. Und was heisst das jetzt für mich? Pflanzen dürfen auch einfach nur mir gefallen, das ist vollkommen okay. Neophyten sollen aber keinen Platz in meinem Garten haben und einige wenige Pflanzen werde ich somit auch tatsächlich ersetzen. Die Menge der Pflanzen und die Diversität muss massiv gesteigert werden. Zudem: wenn ich künftig etwas einpflanze, überlege ich mir, ob es nicht doch eher Pflanzen sein könnten, die nicht nur mir gefallen, sondern auch sinnvoll für die Tierwelt sind. 

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