Schon wieder das Thema Rasen. Das hatten wir doch erst? Aber das Anlegen einer Blumenwiese ist halt ein wichtiger Teil meines Projektes und leider passiert es auch nicht von selber, wie ich jetzt herausfinden musste.
Eckpunkte des Grundstücks
Das Stück Land, aus dem dereinst im besten Fall eine biodiverse Blumenwiese entstehen soll, ist etwa 150 Quadratmeter gross (Schätzen ist nicht so meine Stärke). Es handelt sich um einen schmalen Schlauch von ca. 25 Meter Länge und unterschiedlicher Breite. Es stehen ein Apfel-, Quitten- und Zwetschgenbaum drauf. Gegen Norden schliesst das Land mit einer Reihe Spalierapfelbäume ab, Richtung Süden kommt das Insektenhotel sowie eine kleine Terrasse. Im Osten steht auf der gesamten Länge die ca. 3 Meter hohe Thujahecke der Nachbarn und westlich ist der Weg zum Haus die Begrenzung. Der Schattenteil an der Hecke entlang, ebenso wie unter den Bäumen, ist also recht beachtlich. Ein grosser Teil des Bereichs ist vor allem vermoost, als Erbschaft der grossen Dürre 2003. Man darf mit Fug und Recht konstatieren: nichts ist hier irgendwie gleich (Bodenverhältnis, schattig-sonnig) und es werden somit je nach Bereich sehr verschiedene Pflanzen gut gedeihen.
Wachsen lassen
Bis Mitte Juni habe ich nicht gemäht und einfach alles wachsen lassen. Das Ergebnis ist ernüchternder, als ich es eh schon befürchtet habe. Es gibt letztlich vor allem drei Pflanzensorten: praktisch überall wachsen neben dem Moos Habichtskraut und Gräser. An einer Ecke gibt es ausserdem einen etwa zwei Quadratmeter grossen Dost/Oregano-Spot, der sich ziemlich schnell auszubreiten scheint.
Was entstand sonst noch?
Einige wenige andere Pflanzen fanden ihren Weg an die Sonne dann doch auch noch. Mit einige wenige meine ich auch wenige. Ich habe je 1 (in Worten eine) Schafgarbe, Ackersenf, Skabiose, Zaunwicke, je 2 Glockenblumen und Pimpinellen sowie einige Weiss-Klee, Wundklee, kriechender Günsel, Gänseblümchen und Nachtkerzen gefunden. Das ist als Startpunkt für eine blühende und farbige Blumenwiese nun wirklich dürftig.
Bei der Skabiose, der Pimpinelle und dem Wundklee gehe ich davon aus, dass dies Überbleibsel aus früheren Versuchen mit dem Ausstreuen einer Wiesenblumenmischung sind (ohne jegliche Vorbereitung des Bodens selbstverständlich, was auch sonst?). So wirklich bis aufs Letzte bestimmt sind die Pflanzen noch nicht und es sind sicher noch bisher unentdeckte Pflanzenarten vorhanden.
Fehlende Basis
Mit dieser Basis wird der Wechsel zu einer biodiversen Blumenwiese nicht magischerweise in einem Jahr vollzogen sein. Ich kann nicht einfach aufhören zu mähen und dann entwickelt es sich schon irgendwie. Dafür ist meiner Einschätzung nach zu wenig vorhanden, vor allem wenn ich nicht Jahrzehnte warten möchte, um einen Schritt weiter zu kommen.
Was nun?
Am Einfachsten wäre es natürlich, die gesamte Grasnarbe abtragen zu lassen und neu anzusäen. Bei 150 Quadratmetern ist das aber finanziell illusorisch für mich und um es selber zu machen, auch viel zu viel Aufwand. Ich versuche das Ganze jetzt also von verschiedenen Punkten her anzustossen:
Die Sensenfrau tritt in Aktion
Ich werde die interessanten Teile möglichst selten (maximal zweimal) pro Jahr mit der Sense schneiden. Beim ersten Versuch habe ich mich übrigens damit entweder ziemlich dumm angestellt oder aber das Abschneiden der Grasstängel gestaltet sich tatsächlich eher schwierig. Die Gräser dürfen gerne auch häufiger geschnitten werden, damit sie sich möglichst selten Versamen. Gerade sieht die Fläche sehr lustig aus. Es ist alles gemäht, bis auf (neben all den Gräsern, die partout nicht weichen wollten) einige wenige einzelne Pflanzen, die da einfach noch herumstehen.
Abmagern - so gut wie möglich
Alles Schnittgut ebenso wie das Fallobst werde ich künftig von der Fläche wegräumen, damit der Boden so gut wie möglich abmagert. Damit die Tiere auch noch etwas vom Fallobst haben, kann das auch in einer noch zu bestimmenden Ecke liegen bleiben.
Pflanzen "managen"
Einmal pro Woche laufe ich im Moment durch die Wiese und entferne das einjährige Berufkraut. Dieses gilt hier in der Schweiz als Neophyt und jetzt alles einfach wachsen lassen, hat einiges an Berufkraut-Befall gezeigt. Daneben muss ich mir ernsthaft überlegen, ob ich den Dost ebenfalls reduziere, da er sich wirklich enorm schnell auszubreiten scheint. Die Pflanze ist ja super, aber ich möchte jetzt auch nicht 150 Quadratmeter Dost haben.
Pflanzen einbringen
Das wären mal die Grundideen. Daneben müssen neue Pflanzen auch irgendwie eingebracht werden. Als erstes werde ich die gesamte Fläche, im Slalom um die erwünschten Pflanzen herum, vertikutieren, damit der Moosanteil sinkt.
In meiner Nähe gibt es einen Gärtner mit guten Initialziegeln mit Wildblumen. Diese pflanze ich ein und hoffe, dass sie sich möglichst schnell und effektiv ausbreiten. Aus dem anderen Rasenteil, bei dem Margeriten und Günsel gewachsen sind, habe ich bereits einige Flecken ausgestochen und umgepflanzt. Ich habe sozusagen meine eigenen Initialziegel erstellt.
Die 150 Quadratmeter frisch ansäen geht nicht, aber einige wenige Quadratmeter sind zu schaffen. Ich werde in einem Bereich also die Pflanzennarbe abtragen, einige Wochen immer wieder jäten und dann frisch ansäen. Wenn ich dann etwas von den Wildblumensamen auch auf die anderen Teile aussäe, wird das nicht furchtbar viel bringen, aber wie man am Wundklee oder der Skabiose sieht, bleibt dann doch auch einmal etwas hängen. Und wie man so sagt: nützt es nichts, schadet es auch nicht.
Kurz gesagt: eine Menge Arbeit, um hoffentlich irgendwann eine Blumenwiese statt dieser Mooswüste zu haben. Weitere Tipps sind herzlich willkommen. Aktuell läuft das frei nach dem Motto: irgendetwas wird hoffentlich von all den Massnahmen funktionieren. Ich bin gespannt und es ist irgendwie auch ein Superprojekt, wenn man tatsächlich von Null aus startet.