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Ruderalfläche entsteht

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Ist das lange her, dass ich etwas geschrieben habe! Das liegt aber überhaupt nicht daran, dass sich im Garten nichts getan hätte. Im Gegenteil. Im Jahr 2023 ist enorm viel passiert und ich habe vor allem geplant und umgesetzt. Heute, an einem eher regnerischen Sonntag, komme ich dazu, mal den ersten Teil des Berichts über die vielen Änderungen im letzten Jahr zu schreiben.

Ausgangslage

Neben dem Haus verläuft ein Streifen Land mit einer Breite von 4 Metern und einer Länge von ca. 30 Metern. Das wirkte verständlicherweise sehr schlauchig. Der Rasen ist seit Jahren hinüber und bestand im hintersten Bereich bis zur Feldahornhecke vor allem aus Moos und wenig Gräsern. Zu Zeiten als ich noch eine andere Gartenphilosophie pflegte, habe ich mehrfach versucht, neuen Rasen anzusäen und bin damit immer kläglich gescheitert. Kurz und gut: dieses Stück lag irgendwie brach.

Die Idee nimmt Gestalt an

Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, welche Bereiche ich im Garten künftig wie nutzen will, auf Basis der Licht-Gegebenheiten und unseren Bedürfnissen. Da war so vieles weder auf das Eine noch das Andere abgestimmt, sondern irgendwann auf dem Papier festgelegt, ohne dass es danach je funktioniert hätte.

Diese Ecke hatte einfach kaum einen Nutzen, weder für uns noch für Insekten. Eine Diversität war nicht wirklich vorhanden und im Sommer setzte man sich da auch nicht hin, weil es einfach viel zu heiss war.

Die Idee nahm Gestalt an: wenn da schon nichts ist, wieso nicht alles so umbauen, dass es tatsächlich einer Ruderalfläche näher kommt? Offene, eher karge Flächen bieten einen spannenden und wichtigen Lebensraum für viele Insekten, aber auch zum Beispiel für Eidechsen.

Der Umsetzungsplan sah wie folgt aus:

  • ein Beet auf der gesamten Breite trennt ca. 4 Meter bis zur Hecke komplett ab
  • das Beet soll zweigeteilt und durch einen Staketenzaun getrennt sein: dadurch sollte es künftig beim Hingehen zum Haus deutlich weniger schlauchig aussehen
  • in den südlichen Teil des neuen Beets sollen alle Beeren und Beerensträucher umziehen, die bisher verstreut überall in eher schattigeren Teilen des Gartens stehen und kaum Ertrag bringen
  • im nördlichen Teil des Beets wird ein Staudenbeet, für eher schattig liebende Pflanzen, seinen Platz finden
  • in der Mitte der freien Fläche werden Sand- und Kies eingebracht
  • das Insektenhotel, welches auch eher schattig platziert ist, zieht auf diese Fläche um
  • es werden wenige Pflanzen in die Kiesfläche gesetzt und Steinhaufen aufgeschichtet

Start des Projekts

Zur Vorbereitung liess ich vom naturnahen Gärtner die Fläche mit einer Maschine umgraben und bestellte mir je einen Kubikmeter Sand und Kies, sowie einen halben Kubikmeter Kompost für das Beerenbeet und meinen sonstigen Gemüsegarten. Wenn ich richtig gerechnet habe, waren das rund 4 Tonnen Sand und Kies. Leider hatte ich dann erst einmal noch keine Ferien und so begann alles wieder zuzuwachsen (siehe Beitragsbild).

Im Sommer hatte ich dann endlich 3 Wochen frei und begann mit der Arbeit.

Bild von 1 Kubikmeter Sand, 1 Kubikmeter Kies und 1/2 Kubikmeter Kompost, letzterer zugedeckt mit einer Plane

die Beete entstehen

Als Erstes habe ich die Pflöcke für den Staketenzaun gesetzt. Das kam so mässig gut und gerade heraus. Es waren zwar nur 4 Pfosten, aber letztlich habe ich diese mehrfach eingesetzt, wieder ausgegraben und wieder eingesetzt, bis ich sie gerade genug empfand. Der nächste Schritt bestand darin, die Umrandungen der neuen Beete zu setzen. Auch die Hecke, die links der Fläche bereits stand, bekam dieselbe Umrandung. Damit war die Fläche eingegrenzt, hatte optisch vom Sitzplatz aus einen Eingang und war quasi ein eigener Bereich. Dann ging es ans schaufeln. Die Erde, die in der Mitte der Fläche war, wurde abgetragen und kam in die neuen Beete hinein, so dass diese etwas erhöht bepflanzt werden konnten.




Sand und Kies wird eingebracht

Sandig-kiesige Fläche, eingerahmt durch zwei Beete mit einer Beetumrandung

Anschliessend karrte ich Fuhre für Fuhre Sand und Kies vom Parkplatz bis ganz nach hinten und verteilte es auf der Fläche. Grössere Steine aus dem restlichen Gelände schichtete ich zu einem Steinhaufen, das Insektenhotel zog an seinen neuen Standort um. Bis auf eine Palette blieb da aber alles zum Glück heil und konnte problemlos wieder aufgebaut werden.

Weil mir plötzlich einfiel, dass ich es doch auch mal mit einer Rebe versuchen möchte, habe ich direkt auch noch ein Spalier gebaut. Ich bin zwar unsicher, ob es genügend sonnig und warm ist. Aber ein Versuch ist es wert.

Nach ca. 2 Wochen harter körperlicher Arbeit (die mich einfach nur zufrieden und glücklich gemacht hat) war das Werk dann erst einmal strukturell vollendet.

Was denken wohl die Nachbarn?

fertig gestaltete Ruderalfläche: in der Mitte steht ein Insektenhotel aus Plaetten gebaut, an zwei Orten sind Steinhaufen aufgeschichtet mit grösseren Totholzästen belegt

Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht rausschaue und einfach glücklich bin, darüber wie es jetzt aussieht.

Ehrlicherweise hatte ich aber schon etwas Angst, dass mich die Nachbarn jetzt für komplett durchgeknallt halten. Ich habe immerhin tonnenweise Sand und Kies ausgeschüttet. Beide direkten Nachbarn haben mir aber von sich aus gesagt, dass sie diese Ecke schön finden. Und das von Nachbarn, die das Motto „englischer Garten“ und alles schön gestutzt, ausgiebig pflegen. Ich habe lange darüber nachgedacht, wie das zusammenpassen kann. Ich gehe davon aus, dass sie die Biodiversitätsgründe, die hinter dieser Umgestaltung stehen, wohl eher nicht kennen und das Ganze deshalb nur optisch beurteilt haben. Ist Vielfalt vielleicht etwas, was uns ganz automatisch gefällt, ohne dass wir bewusst wissen, dass dies der erstrebenswerte Zustand ist? Ich weiss es nicht, finde den Gedanken und ihre Reaktion aber spannend.

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